Aus schweren Zeiten
2. Kriegs- und Nachkriegszeit
Die beiden Weltkriege brachten Leid und Not auch nach Brunnadern. Die materielle Not durch den ersten Weltkrieg, bei dessen Ende der Brunnaderner Karl Burger als Soldatenrat seiner Landsturmabteilung in den Vogesen die Heimkehr befahl,  konnte die Selbstversorgung der Landwirte mildern. Daher nahm man Großstadtkinder in die Familien auf. Ähnlich verhielt es sich in der Inflationszeit, nach der Weltwirtschaftskrise und auch nach 1945. Den "Hamsterern" erschien das Dorf als Refugium, wo man wenigstens nicht verhungerte.
Die Brunnaderner verloren folgende Angehörige:
1914 - 1918
August Kuttruff
Josef Keller
Josef Isele
Mathä Brendle
Konrad Amann
Josef Brendle
Pirmin Schwenninger

1914 >>
1914 >>
1916 >>
1916 >>
1917 >>
1918 >>
1918 >>
1939 - 1945
Leo Brendle
Franz Burger
Ernst Preißer
Alois Burger
Leo Burger
Rupert Burger
Alfons Maier

1941
1941
1942
1943
1944
1944
1944
Heinrich Preißer
Ernst Welle
Ernst Amann
Franz Boll
Ernst Brendle
Walter Brendle
Artur Burger
Johann Maier
1944
1944
1945
1945
1945
1945
1945
1945
Glimpfliches Kriegsende 1945
Im 2. Weltkrieg blieb der Ort vor Kampfhandlungen und Zerstörungen verschont (die Notabwürfe eines amerikanischen Bombers  trafen Wiesengelände), nicht aber vor dem allgemeinen Elend: Väter, Söhne in Gefangenschaft, gefallen, vermisst, oder verwundet, Flüchtlinge und Ausgebombte in den Familien notdürftig untergebracht, Bezugsscheine, Punktkarten, Zwangsbewirtschaftung, Umlagen, Requisitionen usw.
In den letzten Kriegstagen kam eine Abteilung von etwa 40 Soldaten nach Brunnadern. Sie blieben und feierten in einer Art Galgenhumor das Ende, indes französische Truppen schon die Nachbarorte besetzt, Ausgangssperre angeordnet, Häuser durchsucht, Funktionäre verhaftet sowie  Waffen und Gerätschaften beschlagnahmt hatten. Den kleinen Ort übersahen sie völlig.  Nach einer Woche wurde es der Truppe mulmig, und man schickte den "Ortsbauernführer" nach Bonndorf, um der französischen Kommandostelle die "Kapitulation" Brunnaderns anzubieten - worauf die Franzosen mit zwei Lastwagen erschienen und die Landser in Gefangenschaft führten. Außer einer Hausplünderung und geringen Übergriffen verhielten sie sich dabei  recht korrekt.
Neben Waffen musste jeder Mann einen Anzug, einen Mantel, Hut, Schuhe und einen Teppich abliefern; auch Radios und Fotoapparate, Geschirr und Besteck, Fahrräder und Weißzeug wurden requiriert.
Politisch hatten die Brunnaderner wenig zu befürchten. Obwohl eine Lautsprecheranlage beim Hirschen das ganze Dorf mit Propagandareden durchdröhnte, hatte man sich dem Nationalsozialismus nur wenig angepasst. 1935 war der Bürgermeister aus Protest zurückgetreten, ein Einwohner - er hatte in einer Bonndorfer Gaststätte Hitler-Wähler als "Simpel" bezeichnet - war eingesperrt worden, ein anderer war wegen eines abfälligen Hitler-Verses in Dillendorf in eine Strafeinheit eingezogen worden und dort gefallen.  "Demokratisch, Zentrum, 80 % gegen N.S.D.A.P." stand nach 1945 in der Karteikarte des "Gouvernement militaire en Allemagne - Cercle de Neustadt" als der Brunnaderner "Tendence politique avant 1933".
Harte Nachkriegsjahre
Hatte zur Kriegszeit der NS-Staat die landwirtschaftliche Produktion erfasst und das Abgabensoll vorgeschrieben, so folgten jetzt die Anbaupläne und Umlagen der französischen Militärregierung: Getreide (z.B. Dez. 1945 - 8,3 t), Kartoffeln (z.B. Feb. 1946 - 25 t), Futtermittel, Stroh, Großvieh, Milch, Schweine, Kleinvieh, Schlachtgeflügel, Eier (z.B. 1947 bis Okt. 5470 Stück) usw. Der "Ortsbeauftragte" Friedrich Schwenninger und der "Leistungsausschuß" legten das Soll auf die Betriebe um und führten Hof- und Leistungskarten.
Zentrifugen und Butterfässer wurden wie schon in der NS-Zeit im Rathaus eingeschlossen und Hausschlachtungen streng kontrolliert (1947 je 5 Personen 1 Schwein freigegeben). Speicher- und Hofbegehungskommissionen prüften die Vorräte und Tierzahlen. Der Stromverbrauch war rationiert, auch auf Bezugsschein gab es nur selten einmal Schuhe, Fahrradbereifung oder Stoffwaren. >>
Nach der schlechten Ernte 1946 brachte das Dürrejahr 1947 mit schweren Hagelschäden noch größere Ernteausfälle. Die Gemeinde beantragte, zum "Notstandsgebiet" erklärt zu werden, schrieb dem Landrat, es sei "reiner Wahnsinn", eine höhere Milchablieferung zu fordern, man würde ein Probemelken begrüßen und habe "keine Hoffnung mehr [...] in dieser katastrophalen Lage". Das Soll wurde nicht gesenkt. - Da forderten die Brunnaderner 21 neue Melkeimer an.
Aber die Not war wirklich groß. In Erwartung der Missernte ließ die Militärregierung im September 1947 die Kartoffelanbauflächen der ganzen Raumschaft kontrollieren und Probegrabungen durchführen. Hierfür musste jeder Kartoffelacker beschildert werden.
Hart kam die Gemeinde 1947/48 der "Franzosenhieb" an, 3 ha wertvoller Waldbestand musste kahlgeschlagen und abgeführt werden.
Mit Sparsamkeit, Bescheidenheit und harter Arbeit halfen sich die Einwohner über die schwere Zeit, notgedrungen auch mit nicht registriertem Vieh, heimlichem Schlachten, und Buttern, Schwarzhandel und Tauschgeschäften.
Im Mai 1946 hielt man laut Liste 64 Zugkühe bei nur 12 Nutzkühen, im Juni 87 Hühner, keiner gab mehr als 6 an, in vier Ställen lebte offiziell nur je ein Leghuhn. - Wie erleichtert war jene Frau, welche die falschen Zahlen als Lüge empfand und bei der Beichte vom Pfarrer erfuhr "Das ist keine Sünde, das tun alle"!
Nach der Währungsreform vom 20.06.48 ging es aufwärts, die Rationierungen wurden aufgehoben, 1949 die Lebensmittelkarten abgeschafft, die Ortsbeauftragten abberufen.